- 22. Mai 2025
- Nachhaltigkeit
Der VSME: Nachhaltigkeitsberichterstattung für den Mittelstand – praxisnah, komprimiert und verständlich
Nachhaltigkeitsberichterstattung ist längst kein Thema mehr nur für börsennotierte Unternehmen. Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sehen sich zunehmend mit Anforderungen aus dem Markt konfrontiert: Banken verlangen ESG-Informationen für Finanzierungen, Investoren fordern Transparenz, Kunden erwarten Nachweise zur Erfüllung ihrer Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette. Die Verschiebung der Berichtspflichten durch die „Stop-the-Clock“-Maßnahme im Rahmen des „Omnibus“-Vorschlags mag zeitlich entlasten – am grundsätzlichen Handlungsbedarf ändert sie wenig, denn ESG-Daten bleiben eine Grundvoraussetzung für stabile Lieferbeziehungen, Kapitalzugang und langfristige Partnerschaften. Wer vorbereitet ist, kann sich Wettbewerbsvorteile sichern.
Der Voluntary Sustainability Reporting Standard for non-listed small and medium sized enterprises (VSME) setzt genau hier an, denn er richtet sich an alle kleinen und mittleren Unternehmen, die nicht direkt in den Anwendungskreis der CSRD-Berichtspflicht fallen, aber dennoch freiwillig über ihre Nachhaltigkeitsleistung berichten möchten oder ESG Informationen für ihre Geschäftspartner liefern müssen. Der VSME wurde im Auftrag der EU Kommission von der EFRAG entwickelt und stellt einen freiwilligen, modular aufgebauten Berichtsstandard dar, der nicht per delegiertem Rechtsakt von der EU-verabschiedet wurde. Er ist ein Instrument zur strukturierten, vergleichbaren und marktakzeptierten Darstellung von Nachhaltigkeitsinformationen und soll helfen, KMU bei ihrem ESG-Reporting zu entlasten.
Modularer Aufbau für maximale Flexibilität
Der VSME besteht aus zwei aufeinander abgestimmten Modulen:
- „Basic Module“ (Basismodul): Das Basismodul richtet sich vorranging an Kleinstunternehmen und definiert die grundlegenden Offenlegungsanforderungen. Für alle anderen kleinen und mittleren Unternehmen stellt es die Mindestanforderungen dar.
- „Comprehensive Module“ (Zusatzmodul): Das Zusatzmodul ergänzt die Inhalte des Basismoduls um zusätzliche Offenlegungspflichten. Diese beziehen sich auf Informationen, die typischerweise von Banken, Investoren und Geschäftspartnern abgefragt werden.
Basic Module (Basismodul)
- Allgemeine Unternehmensdaten
- B1 – Grundlagen für die Erstellung
- B2 – Praktiken, Konzepte und zukünftige Initiativen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft
- Umwelt
- B3 – Energie- und Treibhausgasemissionen
- B4 – Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung
- B5 – Biodiversität/Biologische Vielfalt
- B6 – Wasser
- B7 – Ressourcennutzung, Kreislaufwirtschaft und Abfallmanagement
- Soziales
- B8 – Arbeitskräfte – Allgemeine Merkmale
- B9 – Arbeitskräfte – Gesundheit und Sicherheit
- B10 – Arbeitskräfte: Entlohnung, Tarifverträge, Schulungen
- Unternehmensführung
- B11- Verurteilungen und Geldstrafen für Korruption und Geldwäsche
Comprehensive Module (Zusatzmodul)
- Allgemeine Unternehmensdaten
- C1 – Strategie: Geschäftsmodell und nachhaltigkeitsbezogene Initiativen
- C2 – Beschreibung von Praktiken, Konzepten und zukünftigen Initiativen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft
- Umwelt
- C.B3 – Erwägungen bei der Angabe von Treibhausgasemissionen gemäß B3 (Basismodul)
- C3 – Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen und klimabedingter Wandel
- C4 – Klimarisiken
- Soziales
- C5 – Zusätzliche (allgemeine) Merkmale der Arbeitskräfte
- C6 – Zusätzliche Informationen zu den eigenen Arbeitskräften – Konzepte und Verfahren zur Einhaltung der Menschenrechte
- C7 – Schwere negative Menschenrechtsvorfälle
- Unternehmensführung
- C8 – Umsatzerlöse aus bestimmten Sektoren und Ausschluss von EU-Referenzwerten
- C9 – Verhältnis der Geschlechtervielfalt im Leitungs- und/oder Aufsichtsgremium
Hinweis: Es liegt derzeit noch keine offizielle deutsche Übersetzung vor. Die hier angegebene Übersetzung der Basis- und Zusatzmodule bezieht sich auf die inoffizielle Übersetzung der deutsch-österreichischen DRSC-AFRAC-Projektgruppe.
Im Rahmen der Berichterstattung sind Unternehmen grundsätzlich dazu verpflichtet, zu allen Themenfeldern des Basismoduls (B1 – B11) Angaben zu machen. Für einige dieser Angaben gilt jedoch das sogenannte „If applicable“-Prinzip: Bestimmte Informationen müssen nur dann berichtet werden, wenn sie für das jeweilige Unternehmen tatsächlich relevant sind. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, freiwillige Informationen in die Berichterstattung aufzunehmen.
Wirtschaftlicher Mehrwert für Unternehmen
Der VSME ist mehr als ein Reporting-Tool. Er unterstützt Unternehmen dabei, ESG Informationen gezielt als strategischen Hebel zu nutzen:
- Finanzierungszugang sichern: ESG-Transparenz ist zunehmend Voraussetzung für Förderprogramme, Kreditvergabe und Investitionen.
- Lieferkettendruck abfedern: Berichtspflichtige Geschäftspartner benötigen ESG-Daten entlang der Lieferkette und geben diese Anforderungen zunehmend an KMU weiter (sogenannter „Trickle-down-Effekt“). Der VSME hat die Chance, diese Informationsbedarfe zu erfüllen und die Berichterstattung gleichzeitig verhältnismäßig zu halten und auf die gemäß VSME zu begrenzen.
- Vertrauen schaffen: Strukturierte Berichte stärken das Vertrauen von Geschäftspartnern, Kunden und Mitarbeitenden.
- Attraktivität erhöhen: Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen, verbessern ihr Image und ihre Arbeitgeberattraktivität und sichern sich Wettbewerbsvorteile.
- Interne Steuerung stärken: Der VSME hilft unternehmenseigene Prozesse, Risiken und Chancen besser zu verstehen und zu bewerten. Dies bildet die Grundlage für die interne Steuerung und strategische Entscheidungen.
- Zukunftssicherheit gewinnen: Wer frühzeitig beginnt, baut nachhaltige Strukturen auf und begegnet regulatorischen Anforderungen mit Gelassenheit.
Mit Weitblick statt Druck: Jetzt sinnvoll starten
Der Aufbau eines effektiven ESG-Datenmanagements und einer belastbaren Berichtsstruktur benötigt Zeit und professionelle Begleitung. Wer den VSME jetzt implementiert, schafft nicht nur Transparenz für heute, sondern legt den Grundstein für eine zukunftssichere und skalierbare Nachhaltigkeitsberichterstattung.
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