- 30. Januar 2025
- Nachhaltigkeit
European Sustainability Reporting Standards (ESRS): Was Unternehmen über ESRS E1 wissen müssen.
Der erste themenbezogene Standard - ESRS E1 (Klimawandel) – der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) leitet die themenbezogene Berichterstattung ein. Im Gegensatz zu ESRS 1 (Allgemeine Anforderungen) und ESRS 2 (Allgemeine Angaben) muss dieser Standard nur von Unternehmen angewendet werden, die den Klimawandel im Rahmen der doppelten Wesentlichkeitsanalyse als zentralen Nachhaltigkeitsaspekt identifiziert haben. Die hohe Relevanz, die das Thema Klimawandel jedoch normalerweise für alle berichtspflichtigen Unternehmen hat, erfordert eine Sonderbehandlung: so ist es nach ESRS 2 erforderlich, eine ausführliche Erörterung im Bericht zu verankern, sollte das Thema Klimawandel als unwesentlich bewertet und vom Berichtsumfang ausgeschlossen werden.
Kernelemente von ESRS E1
Governance
Das Kapitel „Governance“ steht – wie in den anderen themenbezogenen ESRS – in Verbindung mit dem entsprechenden Kapitel aus ESRS 2. In diesem Kapitel geht es darum, offenzulegen, ob Vergütung und Leistungsbewertung der Verwaltungs-, Leitungs- und Aufsichtsorgane des Unternehmens mit klimarelevanten Indikatoren verknüpft ist.
Strategie
Das Kernstück des Kapitels „Strategie“ ist die Berichterstattung über den Übergangsplan für den Klimaschutz. Ziel ist es hier, darzustellen, was das Unternehmen bisher getan hat, was es aktuell tut und was es plant zukünftig zu tun, um das Klima zu schützen und die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Es werden detaillierte Angaben über die erforderlichen Inhalte des Übergangsplans gemacht. Bezug genommen werden soll u.a. auf die THG-Emissionsreduktionsziele des Unternehmens, Dekarbonisierungshebel, Investitionen und Finanzmittel sowie auf die Einbettung des Übergangsplans in die Geschäftsstrategie und Finanzplanung. Darüber hinaus erfordert das Kapitel eine Erläuterung der Resilienz von Unternehmensstrategie und Geschäftsmodell in Anbetracht des Klimawandels.
Management der Auswirkungen, Risiken und Chancen
Während in ESRS 2 allgemein auf die Methodik der Identifizierung von wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen eingegangen wird, geht es in diesem Kapitel darum, die Methodik für die Identifizierung klimabezogener Auswirkungen, Risiken und Chancen konkret zu beschreiben. Aspekte, die bei der Methodikbeschreibung zu beachten sind, sind die Treibhausgasemissionen des Unternehmens, klimabedingte physische Risiken (Berücksichtigung von mind. 1 Klimaszenario mit hohen Emissionen) sowie klimabedingte Übergangsrisiken. Darauf aufbauend geht es darum, die Konzepte in Hinblick auf wesentliche klimabezogene Auswirkungen, Risiken und Chancen wiederzugeben und zu erläutern, inwiefern das Unternehmen die Bereiche Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien in den Konzepten integriert hat. Zum Abschluss des Kapitels sind Angaben zu den Maßnahmen zu machen, die das Unternehmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel ergriffen hat. U.a. muss das Unternehmen hier auch auf die erzielte bzw. vorgesehene Reduktion der Treibhausgasemissionen eingehen.
Kennzahlen und Ziele
In diesem Kapitel müssen Unternehmen zunächst ihre klimabezogenen Ziele wiedergeben. Hier geht es im Wesentlichen um THG-Emissionsreduktionsziele, jedoch sollen auch andere Ziele, z.B. hinsichtlich des Einsatzes erneuerbarer Energien, Energieeffizienz, die Anpassung an den Klimawandel und die Minderung physischer Risiken oder Übergangsrisiken berücksichtigt werden. Hinsichtlich der THG-Emissionsreduktionsziele sind detaillierte Anforderungen zu beachten. Die im Anschluss offenzulegenden klimabezogenen Kennzahlen und Informationen umfassen den Energieverbrauch und Energiemix, die THG-Emissionen (aufgeteilt in Scope 1, 2 und 3 Emissionen sowie dargestellt als Gesamtemissionen), die Entnahme von Treibhausgasen aus der Atmosphäre, die Finanzierung von Projekten zur Verringerung von Treibhausgasen, die Anwendung interner CO2 Bepreisungssysteme sowie die erwarteten finanziellen Effekte, die aus klimabezogenen Risiken und Chancen resultieren.
Herausforderungen
Die Umsetzung des Standards ESRS E1 wird insbesondere für Unternehmen, die bisher noch nicht oder wenig Klimaschutz in Geschäftsmodell und Strategie verankert haben, eine Herausforderung. Besonders zeit- und ressourcenintensiv sind die folgenden Umsetzungsaspekte:
- Erstellung eines Übergangsplans für den Klimaschutz
- Formulierung bzw. Anpassung von ehrgeizigen, wissenschaftsbasierten THG-Emissionsreduktionszielen
- Erfassung von Scope 3 Treibhausgasemissionen
Chancen
Die umfangreichen Offenlegungsanforderungen in ESRS E1 können auch als Anleitung zur nachhaltigen Transformation Ihres Unternehmens im Bereich Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel gelesen werden. Nutzen Sie ESRS E1, um Ihr Ambitionsniveau in Bezug auf Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel festzulegen und Ihre internen Prozesse und Aktivitäten zu prüfen und anzupassen, um langfristig nicht nur den Offenlegungsanforderungen gerecht zu werden, sondern Ihr Unternehmen auch zukunftsfähig und resilient zu machen.